Donnerstag, Juli 22, 2010

Day 368

*Fighting and Enjoying*

Nun ist es doch wirklich schon so weit, dass ich mich 1 Jahr und 3 Tage in den USA aufhalte. Kann das jemand glauben? War es nicht erst gestern als ich weggeflogen bin?
Wenn man ein Jahr so bewusst erlebt, kann man sich an alles so genau erinnern und man bemerkt nicht, dass die Zeit dann doch (entgegen des Zweifels an manchen Tagen) sehr schnell vergeht.

Nachdem ich am Wochenende - so schön kurz vor meinem Abschluss - einen Streit mit meiner Gastmutter hatte, da sie mir meine Überstunden nicht bezahlen wollte und bisher auch nicht getan hat (wie so oft! -.-), und ich ernsthaft überlegt habe, einfach am Dienstag, nachdem mein offiziell letzter Tag in der Vergangenheit lag, meine Koffer zu nehmen und dieses Haus zu verlassen. Vielleicht hätte ich es tun sollen, einfach um ihr nicht noch den Gefallen zu tun für sie zu arbeiten, obwohl ich gar nicht mehr müsste (und auch nachdem, wie sie mich teilweise behandelt, nicht mehr will!) und einfach mal ein Risiko einzugehen. Doch vernünftig (oder ängstlich?) wie ich immer bin, habe ich mich entschieden hier zu bleiben, auch um einige Vorteile daraus zu ziehen. Immerhin kann ich so noch in Ruhe zum letzten Mal meine Freunde treffen und mich darum kümmern, wie ich wohin kommen kann. Außerdem wird mich meine Gastmutter auch zum Bahnhof bringen, was ziemlich wichtig ist, da ich 3 Koffer, einen Rucksack und eine Tasche nicht unbedingt allein tragen kann! Und immerhin hab' ich ja die reguläre Bezahlung für die 4 Tage Zusatz-Arbeit bekommen - aber auch nicht einen Cent mehr!!! (Und sie wollte da noch herum streiten, ob ich mich vielleicht verrechnet habe!)
Da ich aber nun eh nichts mehr zu verlieren habe, dachte ich mir, sollte ich den Spieß doch ganz einfach mal herum drehen: Nun lege ich die Spielregeln fest!!!
Ich hab' ihr dann vor kurzem eine nette Email (sie war wirklich nett!) geschickt, wann ich vorhabe auszugehen, um meinen Freunden "Good Bye" sagen zu können und dass sie doch bitte pünktlich zuhause sein möchte, um mir dies zu ermöglichen. Und anstatt eine "Hass-Mail" als Antwort zu bekommen, schrieb sie mir, dass sie ihr bestes gibt und bot sogar noch an mich zu einem Treffen zu fahren, damit ich nicht zu spät komme! :D
Ja, so einfach geht das. Ich wünschte, ich hätte das sofort entdeckt, dass das Spiel auch so laufen kann!

Aber wie auch immer, die letzten Tage waren dann also gar nicht mehr so schlimm (nachdem die Woche davor schon nah am Aufgeben grenzte!). Ich hab' mich die letzten 3 Tage vormittags mit WenJuan (die Chinesin, die mal in meinem Cluster hier in Boston war) getroffen, da sie für 5 Tage in Boston ist, um Urlaub zu machen. Wir haben nichts Aufregendes gemacht, weil ich ja arbeiten muss, aber es war schön mal wieder mit ihr zusammen zu sein und meine paar Brocken Chinesisch aufzubessern. Für heute hatten wir uns wieder verabredet. Wir sind auf dem Copley Square herum schauen und in die Public Library (Bibliothek) gegangen.
Gestern Abend habe ich mich auch mit meinen Französischen Freundinnen Myléne und Mathilde getroffen, um wahrscheinlich meinen letzten Starbucks-Coffee in Boston zu genießen und mich von ihnen offiziell zu verabschieden.
Heute Abend wird dann eine "Good-Bye-Party" in der Union Bar in Newton sein, wo ich ziemlich wahrscheinlich auch hingehen werde. Allerdings werden da wohl mehr Au Pairs sein, die ich noch gar nicht kenne als Au Pairs, die ich schon zuvor kennen gelernt habe. Aber zum Weggehen auf jeden Fall schön. ;)
Außerdem hoffe ich am Freitag morgen nochmal zu Selien's Ex-Gasteltern gehen und mich von ihnen verabschieden zu können, da sie immer so lieb waren und ich, in der Zeit wo Selien hier war, mehr bei ihnen war als hier bei mir.
Und abends dann - hat meine Gastmutter angeboten - wollen wir ein Farewell-Dinner in der Cheesecake Factory haben. Das liegt mir nicht so am Herzen, aber das Restaurant ist einfach toll und auch Donna, Iz' vorherige Nanny, die mir immer ganz viel Zeit frei geräumt und mir öfter ausgeholfen und mich unterstützt hatte, kommt mit, was mich sehr freut.
Und am Samstag geht's dann früh zum Zug und dann nach NYC! Nun ist es endlich soweit. Yippie!!

Aber mal noch zum letzten Wochenende:
Am Samstag, nachdem ich den Clash mit meiner Hostmom hatte, habe ich das Weite gesucht und bin alleine in die City gefahren. Dort bin ich an meinem Lieblingsort - dem Quincy Market und dem Harbor - ein wenig herumgelaufen und hab' mir die Geschäfte angeguckt. Kurz nach 8 abends war ich dann wieder zuhause und wollte mich eigentlich gerade mit meinem spannenden Buch (Three Cups of Tea - sehr empfehlenswert!!!) ins Bett legen als mir Mathilde bei Facebook schrieb und mich fragte, ob ich mit auf eine Party wollte. Na gut, da kann man ja nicht "Nein!" sagen. Also bin ich schnell wieder in meine Klamotten gesprungen und mit ihnen nach Cambridge zu der House-Party gefahren. Von den 20 Leuten, die insgesamt da waren (meist zu verschiedenen Zeiten), waren genau 2 keine Au Pairs, sondern amerikansiche Studenten. Einer davon - Matt - war der Gastgeber. Und außerdem waren es von den 20 Leuten auch genau nur 4 Guys! Ja, genau! 2 von ihnen waren demzufolge Au Pairs, cool oder?! :D
Die Party war ganz lustig und ich hab' mal wieder kurz bevor ich gehen muss die nettesten Menschen kennen gelernt! Später jedoch kamen noch 2 Algerier, die ich schon zum Independence Day kennen lernen durfte/musste. Und genau diese zwei netten Typen haben Stunk gemacht, weil sie die in der Überzahl vertretenen Mädels angemacht und angegrabscht haben bis Mathilde und schließlich auch ich ein Machtwort gesprochen haben und sie abgehauen sind. Nachdem ich dann also fertig war, ihnen meine Meinung ins Gesicht zu sagen und sie zu einer Entschuldigung den betroffenen Mädels gegenüber (mich haben sie nicht angequatscht, ich hab' sie schon mit dem ersten Wort wissen lassen, dass ich nicht interessiert bin!) gezwungen habe, haben mich die Leute, die mit im Raum waren, mit der Kinnlade auf dem Fußboden durch große Augen angeguckt und gesagt: Wow, sagst du immer, was du denkst? Und wie alt bist du eigentlich?
Und sorry, dass ich mir in diesem Fall selbst auf die Schulter klopfe, aber das war ein ziemlich großes Kompliment, da es genau das ausdrückt, was hier in diesem Jahr mit mir passiert ist: Ich sage, was ich denke (Selbstbewusstsein!) und bin definitiv erwachsen geworden!
...Eine kleine Anekdote dazu: Ziemlich am Anfang, kurz nachdem ich in Syracuse angekommen bin, wurde ich von einer Frau gefragt, wie alt ich wäre und ob ich nicht noch in die High School gehe. Als ich ihr dann sagte, dass ich 19 bin, meinte sie, dass sie mich auf 16 oder 17 geschätzt hätte! (DANKE! -.-) Wenn mich jetzt Leute fragen, wie ich alt ich sei und ich wieder sage, dass ich 19 bin, gucken sie mich erstaunt an und sagen, dass sie dachten, ich sei 22 oder 23 Jahre!

Am Sonntag hab' ich mich schließlich auch abends noch mit meinen deutschen Mädels (Juli, Sarina, Caro, Lisa, Sarah) in Little Italy, in Boston's North End, getroffen, wo wir zunächst in einem italienisches Restaurant (wer hätte es gedacht!) etwas gegessen haben und dann noch ein paar Meter gelaufen sind, um wieder ein bisschen Platz für Gelato zu machen! Yummy!
Dann hab' ich mich also auch von ihnen verabschiedet und bin wieder nach Hause gefahren.

Es war und ist also viel Abschied und Good-Bye und Farewell in diesen letzten Tage enthalten und trotzdem ist mir noch nicht wirklich bewusst, dass ich in 2 Tagen das Au Pair-Leben hinter mir lasse! Unglaublich.

Und wie schon angekündigt, werdet ihr dann wohl auch erst wieder von mir hören, wenn ich deutschen Boden unter und eine Tüte Schlaf hinter mir habe.

1 Kommentar:

Mumin hat gesagt…

na ich warte ja immer noch auf das versprochene Ende in Deutscheland...