Mittwoch, März 24, 2010

Day 248

*Sunshine and Jealousy*

Und schon wieder ist eine Woche vorüber. Die Zeit hier fliegt mit Überschallgeschwindigkeit!
So viele Sachen, die ich erlebe, so viele Termine und Verabredungen, die ich habe, so unterschiedliche Arbeitsgewohnheiten. Das alles lässt die Zeit vergehen. Und wenn das Wetter auch noch so schön ist wie in der letzten Woche (sprich 25 Grad und Sonnenschein), kann man all das noch um ein Vielfaches genießen.
Genießen ist wirklich das Stichwort: Letzte Woche (am Mittwoch?) als ich im Bus mit Iz auf dem Weg zu ihrer Sprachtherapie saß und mir die Sonne ins Gesicht schien, ist mir bewusst geworden, dass ich nur noch 4 Monate hier bin. Zwei Drittel meines Jahres liegen schon hinter mir und im Juli verlasse ich dieses Land. Und so viele Unterschiede und vielleicht auch Schwierigkeiten (im Bezug zum deutschen Alltag) es auch gibt, die USA ist meine zweite Heimat geworden und zum ersten Mal habe ich letzte Woche gespürt, dass es mir schwer fallen wird zu gehen.
Als ich damals in Frankfurt auf dem Flughafen war und in den Flieger in die USA eingestiegen bin, wusste ich, dass ich in einem Jahr zurück kommen werde. Wenn ich aber bald in den Flieger nach Deutschland einsteige, weiß ich nicht, ob ich jemals zurück kommen werde. Und das obwohl ich hier ein Jahr lang gelebt, die Kultur und Sprache kennen gelernt und sicher viel Neues gelernt und mir angewöhnt habe.
Im gleichen Sinne habe ich wahrscheinlich auch einiges verlernt, nämlich typisch deutsche Dinge. Letztens hat mich jemand gefragt, ob es diesen einen Shopping Store (hab' die Marke vergessen) auch in Deutschland gibt und ich konnte die Frage nicht beantworten. Ich hab' vergessen, was es in Deutschland und in den USA oder nur in Deutschland oder nur in den USA gibt. Für mich sind beide Länder meine Heimatländer und ich fühl' mich plötzlich zu beiden verbunden.
Ich träum' in Englisch und denk' in Englisch. Und im Gegensatz dazu hab' ich manche Deutschen Wörter und Redewendungen schon fast vergessen.
Seit dem ich hier in Boston bin und - meiner Meinung nach - das richtige amerikanische Leben kennen gelernt habe, ist mir wie durch einen sogenannten Knalleffekt bewusst geworden, dass ich in den USA lebe, aber leider (und nun denke ich wirklich LEIDER) nur ein Jahr. Auf diesen Boom hab' ich von der ersten Stunden an als ich meine Füße auf das amerikanische Festland gesetzt habe gewartet, und es kam erst vor einer Woche!
Ich bin so glücklich, dass ich das Rematch doch noch gewagt habe und kann es nur jedem empfehlen, der auch nur für eine Sekunde denkt, irgendetwas fehlt in seinem Leben und seinen Erfahrungen!

Aber was ist nun alles passiert in den letzten 8 Tagen:
Wie also schon erwähnt, bin ich nach dem Arbeiten 8.30 zu Selien gegangen, um mir ihr Zimmer anzuschauen und ein wenig DVD (Honey) zu gucken. Ihr Zimmer ist übrigens richtig toll. Es ist riesengroß, so ein bisschen abgeteilt in Schlaf- und Wohnbereich mit zwei Sofas zum Ausziehen und natürlich Fernseher. Und ein eigenes Bad hat sie auch. Also sie hat echt einen Glücksgriff gemacht mit der Familie.
Am Mittwoch war dann nichts großartiges. Bin wie jeden Mittwoch früh in die Gym gegangen und hab nachmittags/abends gearbeitet.
Donnerstagvormittag bin ich mit Selien mit der T downtown gefahren, um den Quincy Market zu erkunden. Also, das ist schon ein schönes Ausflugsziel in Boston. Man kann dort eben schön shoppen gehen, ein bisschen relaxen oder sich vollessen, wenn man das möchte. ;) Der Markt besteht aus 3 alten ziemlich langen Gebäuden, in dem mittleren Gebäude sind eben nur Stände, wo man etwas zu essen kaufen kann - von Salat, über Pasta und Pizza, über Turkey mit Pommes, über Sandwhiches, über Chinesisch und Sushi bis hin zu Kuchen und Eis gibt es da alles, was man sich vorstellen kann. Die anderen beiden Gebäude beinhalten die Shoppingstores. Wenn man am Wochenende dort ist, sieht man auch einige Künstler - Breakdance, Jonglieren, Zaubern.
Wir haben uns dort also 4 Stunden aufgehalten und sind dann wieder zurück gefahren, weil wir arbeiten mussten. Nach dem Arbeiten hab' ich mich spontan noch mit WenJuan getroffen, die ja leider im Rematch ist und irgendwie keine Anrufe bekommt. Wir sind nur zu Panera gegangen, wo man eigentlich auch sehr lecker Essen kann (Suppen, Salate, Sandwiches), wir treffen uns da aber eigentlich eher der Location wegen und haben uns mit Erzählen begnügt.
Am Freitag bin ich morgens wieder in die Gym und nach dem Arbeiten bin ich mit Selien und ihrem Verlobten George (der in Pennsylvania wohnt, wo sie erst war) in eine Bar bzw. Restaurant gegangen, um Dinner zu haben. Das Essen war jedoch nicht herausragend gut - eben Burger, Steak und Pommes. Und da wir beide morgens bzw. nachmittags schon gearbeitet hatten, sind wir auch nach 2 Stunden wieder heim, obwohl unser ursprünglicher Plan tanzen und clubben vorgesehen hatte.
Für Samstagnachmittag hatte ich mich dann wieder mit den Beiden verabredet. Dieses Mal kam es allerdings zu einer grundlegenden Änderung, da Selien mit George gestritten hatte. Zunächst wartete und wartete und wartete ich bis ich schließlich anrief, um zu fragen, wo sie blieben. Selien sagte mir dann, dass sie gerade im Streit sind und das heute wohl nichts mehr wird. Da war ich ja schon etwas enttäuscht, vor allem, weil so schönes Wetter war und ich 2 Stunden in meinem Zimmer mit Warten verbracht hatte.
Ich hab' dann also umgehend WenJuan angerufen, die mit Sandie in der Innenstadt war und nichts dagegen hatte, wenn ich ihnen beitreten würde. Ich sprang demzufolge auf die nächste T auf und fuhr Richtung Downtown. Dort haben wir uns an der Park Street getroffen, sind schließlich weiter zum Quincy Market (wo ich dieses Mal die Straßenkünstler sah), dann zum Hafen und danach nach Chinatown, wo ich mir chinesisches Gebäck gekauft hatte. Das war so eine Art gefüllter Teig mit Lotus-Samen. Hat schon ein wenig eigenartig und gewöhnungsbedürftig geschmeckt. Aber keines Falles eklig. Gegen 6 hab' ich dann die Bahn zurück nach Brookline genommen und hab' um 7 angefangen zu arbeiten (bis kurz vor 11, aber sobald Iz im Bett ist, macht mir das auch nicht so viel aus). Außerdem hatte Selien dann abends angerufen, um sich tausend Mal zu entschuldigen, dass sie mich hat hängen lassen. Ich kannte aber schon die Probleme, die sie mit ihm hatte - nur dass es dieses Mal echt ausgeartet ist. (Er ist eifersüchtig, auf jeden Schritt, den sie ohne ihm tut und nun denkt er, sie hätte etwas mit mir. Wie krank muss man sein?!) Auf alle Fälle haben wir uns dann für Sonntag verabredet, was auch dieses Mal so eingetroffen ist.
Zunächst sind wir um 10 mit der T zum Children's Museum gefahren, wo ja die Ausstellung der Au Pairs über ihre Heimatländer statt finden sollte. Gegen 11 sind wir angekommen und haben mehr oder weniger dort mit ausgeholfen. Es hat sich jedoch als eine ziemlich langweilige Veranstaltung (also jedenfalls für die Ausführenden) herausgestellt, und zu dem ein wenig unorganisiert, da es das erste Mal war, dass so etwas gemacht wurde.
Nachdem wir uns dort dann 2 Stunden die Beine in den Bauch gestanden hatten und ein wenig Gespräche mit anderen Au Pairs aus Nachbar-Clustern geführt hatten (eine andere Deutsche, die seit 7 Monaten hier ist, hat übrigens 15kg zugenommen!), haben wir uns auf den Weg zur Innenstadt gemacht - nämlich zuerst nach Chinatown. Dort haben wir Lunch gehabt und sind dann mit der T weiter nach Cambridge, um auf dem Harvard Square ein wenig shoppen zu gehen. Die Geschäfte dort sind allerdings ein wenig in der höheren Preisklasse angesiedelt - warum nur? - und es blieb mehr beim Gucken als beim Kaufen. Dennoch hab' ich mein Lieblingsgeschäft hier in den USA wiedergefunden: Urban Outfitters und hab einen Schal und einen Gürtel für 15 Dollar im Ausverkauf-Keller ergattert.
Gegen 5 sind wir dann mit der T zurück nach Downtown, wo wir umgestiegen sind, um zurück nach Brighton zu Selien zu fahren. Dort haben wir das Internet nach neuen Ausflugsideen durchforstet bis das Abendessen fertig war. Ihre Hostmom ist nämlich eine sehr gute Köchin und sie weiß, dass ich ihr Essen mag, deswegen hatte sie mich zum Essen eingeladen.
Wir hatten also gegrilltes Hähnchen mit Artischocken, grünem Spargel und Mini-Kartoffeln. Sehr lecker! Gegen 10 war ich dann zuhause und bin mehr oder weniger schnell in mein Bett gefallen. Zuvor hatte ich aber versucht aus meiner Hostmom die nächsten Termine herauszuquetschen, damit ich die Struktur der nächsten Woche in meinen Kopf speichern konnte. Sie hingegen war nicht ganz so glücklich über meine Nachfragerei und hat wieder ein wenig trotzig reagiert. Ich hab' ihr jedoch freundlich klar gemacht, dass das nur so funktionieren kann und es schien bis zum nächsten Tag Wirkung gezeigt zu haben.
Am Montag hatte sie nämlich Geburtstag und ich hatte ihr ein Geschenk auf den Küchentisch gestellt bevor ich gegangen bin, um Iz zur Schule zu schaffen. Als ich zurück war, war sie schon auf Arbeit und hat mich später angerufen, um sich dafür zu bedanken und mich und Iz zum Abendessen einzuladen. (Nur gut, dass ich auch Montagvormittags in die Gym gehe, da konnte ich dann auch Essen gehen.) Wir sind zu Bugaboo gegangen, was ein ziemlich lustiges Restaurant ist. Alles ist so ein wenig kanadisch eingerichtet, mit viel Holz und Tieren und die Tiere sprechen. Das Essen ist aber typisch amerikanisch: Sprich viel Steaks, Ribs, Burger und so weiter. Beim Essen jedenfalls meinte sie dann, ob ich schon Pläne für das Wochenende gemacht habe und ich hab' mich nur fragend umgeguckt, weil sie erst den Tag zuvor meinte, sie könnte mir nicht immer sagen, wann ich frei habe. Schließlich meinte sie dann, ich sollte ruhig Pläne machen, sie bleibt Samstagabend zuhause. Das hab' ich dann einfach mal als Entschuldigung aufgefasst.
Jedenfalls weiß ich jetzt, dass sie sehr launig sein kann und sich ihre Meinung schon einmal täglich ändern kann. Wenn ich aber richtig damit umgehen kann, springt für mich dabei schon doch das ein oder andere Mal ein Vorteil heraus. ;)
Seitdem ist die Beziehung zu ihr auch wieder sehr gut. Hab' ihr gestern sogar geholfen ihren neuen Blue Ray-Player in ihrem Schlafzimmer zu installieren und wir haben viel über zukünftige Pläne gesprochen. Das Spielzimmer von Iz soll beispielsweise eigentlich etwas entrümpelt und zum TV-Zimmer umfunktioniert werden.
Also, es scheint jetzt alles zu laufen und auch das lässt mir noch einmal mehr bewusst werden, dass die schöne Zeit, die ich nun endlich hab', bald vorbei sein wird. (Auch wenn ich mich immer noch sehr freue, zurück nach Deutschland gehen zu können!)

Was gestern passiert ist, heute und die nächsten Tage passieren wird, berichte ich euch dann nächste Woche im Rückblick.
Und genießt das schöne Wetter in Deutschland, hier soll es nämlich am Freitag schneien! -.-

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