Donnerstag, Februar 04, 2010

Day 200

*Can't wait!*

Nun sind also wirklich schon 200 Tage vergangen, die ich hier in Upstate New York verbracht habe! Ich kann's nicht glauben. So gerne würde ich die Uhr zurückdrehen und nochmal neu beginnen. Es waren bis auf einige spezielle Erlebnisse (Niagara Falls, Cluster Meetings und Urlaub mit Schatzi) keine besonders tollen Tage - jedenfalls nicht so wie ich es mir erwünscht oder erwartet hatte. Ich bin der festen Überzeugung den American Way of Life noch nicht kennen gelernt zu haben, aber er existiert irgendwo in diesem Land - in irgend einer Stadt bei irgend einer tollen Familie. Und ich hoffe, genau das werde ich finden.
Entschlossen bin ich nun zu über 100%, da mir hier jeden Tag so viel mehr auffällt, was ich die ganze Zeit (erfolgreich!) verdrängt habe. Heute z.B.: Ich hab' die Bettwäsche der Jungs wie jeden Donnerstag gewaschen - erst alles Baumwollezeug (Bettlaken und dünne Decke) und dann das andere (Überdecke, Comforter). Als erstes hab' ich demzufolge auch Bettlaken und die Decke wieder auf's Bett gemacht, während das andere Zeug noch im Trockner war. Als ich eine halbe Stunde später den Rest gemacht hab' ist mir aufgefallen, dass meine Hostmom die Decke nochmal neu auf die Betten gemacht hatte. Warum? Was war an dem, was ich gemacht hab' falsch? Und wenn es falsch ist, warum hat sie mir dann nie gesagt, wie ich es machen soll? Und sowas passiert die ganze Zeit. Ich erfrage meine Aufgaben und versuche mich in alles einzulernen. Von denen kommt nicht ein kleiner Hinweis. Wie ist das also nun: Wollen sie mich oder will ich die Familie?
Naja, und denkt mal an Halloween zurück: Ich durfte zuhause bleiben, während meine Jungs und Gasteltern "Trick or Treat" gemacht haben. Nice! So fühlt es sich also an die amerikanische Kultur kennen zu lernen - nämlich gar nicht! Nicht ein Stückchen Kultur hab' ich kennen lernen können und alles das, was ich erlebt hab' mit der Familie, konnte ich nur erleben, weil ich ständig nach allem gefragt hab': Ach, an dem und dem Tag ist was? Was ist denn da? Wann ist das denn? Wie lange? Wie läuft das ab? Kann ich mit? Und so weiter.
Sogar zur Taufe der Kleinen musst ich ihnen jede kleine Information aus der Nase ziehen: Um wieviel Uhr beginnt die Messe?, Um wieviel Uhr beginnt die Zeremonie?, Wann sind wir wieder zurück im Haus?, Was muss noch getan werden?, Soll ich was mit vorbereiten?, Was habt ihr für mich an Aufgaben geplant? Soll ich auf die anderen Kinder mit aufpassen?, Wo soll ich sie beschäftigen?, Soll ich beim Essen machen helfen?, Wie lange wird die Feier gehen?, ... Die haben sich nicht mal mit mir vorher zusammen gesetzt und mir erklärt, wie es ablaufen wird und was sie von mir erwarten. Sie haben das wirklich nicht EINMAL getan. Nicht einmal, als ich hier ankam. Nicht einmal ein Zusammensetzen, um Familienregeln, -rituale, -alltag und sowas zu erklären. Ich wusste also weder so richtig, was ich zu tun hatte, wie ich es zu tun hatte und ob sie etwas bestimmtes erwarten. Auch da musste ich mir alles erfragen.
Im Endeffekt klingt das alles für mich so, als hätten sie gar kein Bock gehabt jemanden da zu haben und sich nicht für mich interessiert. Also mal ehrlich, wenn jemand aus einem anderen Land bei euch einziehen würde, würdet ihr doch versuchen in den ersten Wochen diesem Jemand so viel wie möglich von der Gegend zu zeigen, so viel wie möglich vom Tagesablauf erzählen, dass er sich einfinden kann und auch so mal etwas mit ihm erzählen, um herauszubekommen, was für eine Persönlichkeit er ist und ob er sich wohlfühlt. Nichts! In diesen Genuss kam ich nicht. Im Nachhinein schmerzt das ganz schön, wenn ich so darüber nachdenke. Aber damals wusste ich ja nicht, was ich erwarten sollte und ob das so normal ist - hatte ja keine Vergleichspunkte. Heute weiß ich es und hoffe es ist nicht zu spät, das bemerkt zu haben!
Was das Wechseln an sich angeht: Das Gespräch mit meiner Counselorin und meiner Gastfamilie wird dann baldmöglichst, nachdem ich aus meinem Urlaub zurück bin, geführt werden. Würde es am liebsten gleich machen, aber da könnte ich meinen Urlaub nicht antreten und das möcht' ich nicht. Darauf hab' ich mich schon sooo lange gefreut!
Trotzdem wird demnächst sicher öfter etwas los sein. Schaut also öfter mal vorbei.

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